Etwa ein halbes Jahr ist es her, da saß ich mit Krücken daheim und habe diesen Blog eingerichtet. Mit der Idee, mein „neues Leben“ zu dokumentieren. Neues Leben heißt: Ich habe Ende 2017 meine Arbeit aufgegeben, und will die gewonnene zeitliche Freiheit in ein reicheres, intensiveres Leben investieren. Das bedeutet in erster Linie: Reisen, Orte und Menschen kennenlernen, Erfahrungen sammeln, glücklich sein. Nun, wer nicht das erste Mal hier ist, wird gemerkt haben, dass ich sooo viel nun nicht unterwegs bin in den letzten Monaten, und das manches eher schleppend läuft. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
Sicher hätte man die Sache auch anders angehen können: Brücken abbrechen, alle Leinen los, Rucksack packen und auf in die Welt. Aber das war gar nicht mein Ziel. Ich habe familiäre Bindungen, sowohl in meiner Wahlheimat Chile, als auch in Deutschland. Ich habe Hobbys (etwa Radsport), zu deren Ausübung man eine gewisse Ausrüstung benötigt, und demzufolge auch eine Art Zuhause, wo man diese Ausrüstung lagert. Meine Vorstellung war eher die eines Teilzeit-Nomaden, Aussteigers auf Zeit, oder eines Reisenden mit Sicherheitsleine. Gut, das klingt nicht ganz so authentisch, aber darauf kommt es mir nicht an. Ich glaube nicht, dass man seinem bisherigen Leben komplett adieu sagen muss, nur weil man die Welt kennenlernen will. Und ich will ja die Welt auch nicht nur auf eine Art und Weise kennenlernen. Mir schwebt – langfristig – ein gesunder Mix vor: mehrwöchige Radtouren oder Wanderungen (etwa auf dem Pacific Crest Trail), Monate auf einem Segelboot, mit dem Wohnmobil in die Alpen (und im Gepäck das Rennrad für Tagestouren), oder ein Internship auf einer Tauchbasis, um endlich meinen Divemaster zu machen. Alles interessante Dinge, die sich mit einem „Komplettausstieg“ nur schwer realisieren lassen.
Der Weg zur Freiheit ist lang und steinig
Eine Idee, die ich zu Jahresbeginn hatte, bestand darin, Campingsachen, Fahrrad und Tauchausrüstung ins Auto zu packen, und mehrere Tage (oder auch Wochen) an der chilenischen Pazifikküste zu verbringen. Nur leider war ich dank eines Unfalls Anfang Januar den gesamten chilenischen Sommer ohne Auto. Eine weitere Idee beinhaltete mehrere Wochen auf einem Segelboot in der Karibik oder – alternativ – auf einer Tauchbasis in Mexiko. Anvisiert hatte ich dafür den Zeitraum März/April – bevor ich wusste, wie lange sich die Bewilligung meiner permanenten Aufenthaltserlaubnis in Chile hinziehen würde. Und welche Bedingungen ich erfüllen musste. Und dann hat Sandra, meine Frau, auch noch eine Wohnung in Südchile gekauft, die innerhalb der kommenden Wochen eingerichtet werden will. Das macht die Planung einer Reise in andere Gefilde im Mai/Juni dann auch noch schwieriger als erwartet.
Ich glaube, die beste Vorgehensweise ist hierbei eine unwiderrufliche Planung. Wenn ich jetzt einen Flug nach Brasilien buche und zwei Wochen weg bin, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als die Einrichtung jener Wohnung um diese Reise herum zu planen. So habe ich es mit meiner Rückkehr nach Deutschland gemacht: Der Flug Ende Juni ist gebucht und für die Besuche bei der Tour de France mache ich jetzt auch schon alles klar (Zugtickets und Hotels etwa), so dass ich das Ganze eben nicht immer weiter verschieben oder abblasen kann. Zwar ist meine Aufenthaltsgenehmigung in Chile immer noch in der Schwebe, aber das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass ich kurzfristig zurück nach Chile muss, um den dazugehörigen Papierkram zu erledigen. Hoffen wir mal, dass das nicht gerade in der zweiten Julihälfte wäre. Aber noch bin ich optimistisch, dass ich die damit verbundenen Formalitäten noch vor meiner Abreise erledigen kann.
Wie geht es weiter?
Sandra hat mir zu Weihnachten eine Scratchmap-Weltkarte geschenkt. Darauf kann man die Länder oder Gebiete freirubbeln, die man schon besucht hat. Ich habe mich für die Gebiete entschieden, und das Ergebnis seht ihr im Bild zu diesem Post. Trotz der etwa 30 Länder, die ich mittlerweile besucht habe (die genaue Zahl hängt davon ab, wie zum Beispiel Hong Kong, Jugoslawien oder die DDR gezählt werden), ist der prozentuale Anteil an der Erdoberfläche, den ich bisher kennengelernt habe, sehr gering. Ein bisschen China, Mexiko, Schweden, Ostafrika, ansonsten halt vor allem Mitteleuropa, der Südwesten der USA und letztendlich nur ein relativ kleiner Teil Südamerikas. Es gibt noch so viele Gegenden dieser Erde, die ich bisher bestenfalls aus Büchern kenne. Diese Weltkarte soll mir ab sofort als Motivation dienen, in der Hoffnung, irgendwann deutlich mehr freigerubbelt zu haben. Wobei mir meine vielfältigen Interessen (siehe oben) mitunter sicher auch im Weg sein werden, denn etwa bei den Alpenpässen mit dem Rennrad passiert auf dieser Weltkarte nichts mehr. Aber wie gesagt, die Mischung macht’s, und die nötige Freizeit habe ich ja jetzt eigentlich. Ich muss sie nur nutzen…