Pucón – das ist das Aktivurlaubs-Mekka in Chile. Hier kann man eigentlich alle möglichen Aktivitäten durchführen: Radfahren, Bergsteigen (der Vulkan Villarrica ist einer der Bilderbuch-Vulkane des Landes schlechthin), Reiten, Wildwasser-Rafting, Canopy, und so weiter und so fort. Im Sommer kommt noch Am-Strand-Liegen hinzu, aber dank es beinahe mitteleuropäischen Klimas ist das im Mai (der immerhin dem November der Nordhemisphäre entspricht) eher nicht angesagt.
Altersvorsorge
Nun war ich schon einige Male hier, zuletzt im Januar 2017 für meine Teilnahme am Halbdistanz-Ironman, der einmal jährlich stattfindet. Dieses Mal war der Hauptgrund für unseren Besuch allerdings eher ökonomischer Natur. Da das chilenische Rentensystem eine ziemliche Katastrophe ist (in Deutschland wissen viele gar nicht, wie gut sie es im Vergleich dazu haben), hat meine Frau entschieden, privat vorzusorgen, und sich mal eben eine kleine Wohnung in Pucón gekauft. Natürlich mit Bankkredit, aber immerhin. Und da Pucón unter Chilenen ein beliebtes Urlaubsziel ist, wird sie diese Wohnung voraussichtlich tageweise an Urlauber vermieten. Mit den Einnahmen wird dann zunächst der Kredit abbezahlt, und irgenwann dann hoffentlich die zu erwartende karge Rente aufgebessert.
Soweit die Theorie. In der Praxis verlangt so eine Eigentumswohnung aber auch einiges an Zeitaufwand. In unserem Fall ist das jetzt zunächst mal die Wohnungsübergabe. Mit den Schlüsseln in der Hand bekommen wir die fertige Wohnung heute das erste Mal zu Gesicht, und ich muss sagen: Ich bin begeistert. Die ausführende Firma hat sich echt Mühe gegeben, das Gebäude harmonisch in die Landschaft zu integrieren, was in Chile leider nicht so oft der Fall ist. Vor dem Küchenfenster stehen einige Bäume, unten rauscht ein kleiner Bach entlang… alles recht idyllisch. Und so setzt sich dann in unseren Köpfen auch recht schnell die Idee fest, irgendwann vielleicht die Wohnung in Santiago aufzugeben (und zu vermieten) und mit Sack und Pack nach Pucón zu ziehen. Im Moment ist das zwar Zukunftsmusik, da meine Frau noch ein paar Jährchen ihrer Arbeit in Santiago nachgehen muss. Aber speziell für mich ist die Idee gar nicht mal so abwegig, da ich zumindest in den nächsten Jahren ohnehin nur den chilenischen Sommer wirklich in Chile verbringen will, und mich den Rest des Jahres eher in Europa (im dortigen Sommer) oder ganz anderswo rumtreiben will. Denn das war ja – um das mal in Erinnerung zu rufen – eine der Ideen, aufgrund derer ich meine Arbeit aufgegeben habe: Um ausreichend Zeit zu haben, in der Welt herumreisen zu können.
Vor zwei Wochen haben wir einem befreundeten Ehepaar von diesem Wohnungskauf erzählt, und die beiden haben sich spontan für die gleiche Idee begeistert, da ihnen Pucón und die Umgebung gut gefällt, und sie auch das Immobilienprojekt, in dem sich die Wohnung befindet, gut fanden. Also sind die beiden kurzerhand einen Tag vor uns hierher gereist und haben sich auch eine Wohnung reserviert, allerdings in einem noch fertigzustellenden zweiten Gebäude. Und so treffen wir uns alle vier hier, achthundert Kilometer südlich von Santiago, und verbringen neben den organisatorischen Pflichten zwei Tage fernab vom Stress der chilenischen Hauptstadt.
Relaxen in der Nebensaison
Nun ist das ganze Drumherum mit Wohnung und so weiter wahrscheinlich für die Mehrheit der Leser eher weniger interessant. Aber Pucón ist, wie oben schon angesprochen, definitiv eine Reise wert. Speziell in der Nebensaison ist es etwas ruhiger, und man kann beispielsweise wandern, Tretboot fahren, oder Wasserfälle besichtigen. Was man aber auf keinen Fall versäumen sollte, ist ein Besuch in einem der Thermalbäder (Termas). Neben den bekannteren (und teureren) Alternativen gibt es weitere, die naturbelassener und günstiger sind, und die Touristeninformation in Pucón kann da sicher mit Empfehlungen helfen. Im Ort selber gibt es natürlich Wassersport aller Art am Lago Villarrica. Aber man kann hier auch einfach recht gut relaxen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Durch den Aktiv- und Outdoortourismus hat Pucón eine spezielle Atmosphäre. Man trifft viele junge Leute, es gibt überall Läden mit Outdoorausrüstung, sowie Pubs und Restaurants zu Genüge. Und immer wird das Panorama gekrönt von der Aussicht ins Hinterland mit dem alles beherrschenden Vulkan Villarrica. Also zumindest, wenn er sich nicht an Schlechtwettertagen hiner Wolken versteckt.