Schiefe Beine – und nun?

Na, das hab‘ ich mir aber anders vorgestellt. Nichtsahnend gehe ich joggen, wie eigentlich immer, und knack… – da passiert irgendwas in meinem Knie, was sich nicht gut anfühlt. Und in der Tat kann ich anschließend nur unter Schmerzen die verbleibenden drei Kilometer nach Hause laufen.

Aber man ist ja auch doof. Als die Schmerzen drei Tage später nachlassen, laufe ich doch nochmal los. 17 Kilometer durch Wald und Flur. Aber ich merke, das irgendwas nicht korrekt ist. „Die Angst läuft mit…“ ist so ein geflügelter Ausspruch, der mir an dem Tag öfters im Kopf rumgeht. Noch ein paar Tage später kommt der nächste Lauf, dieses Mal nur 12 Kilometer. Und dann noch einer mit 10. Und das sollte dann der letzte sein. Danach wird gehumpelt. Auch auf einer 16 Kilometer Wanderung, weil das Wetter ja so schön ist. Und dann endlich entschließe ich mich, zum Arzt zu gehen.

Knorpelschaden 4. Grades

TomoFix am Schienbeinkopf
Röntgenaufnahme des Schienbeinkopfes nach der Operation.

Der Arzt macht mit mir das ganze Programm. Röntgen aus verschiedenen Winkeln und MRT. Und die Diagnose ist gar nicht gut. Meniskus gebrochen (okay, das ginge ja noch), und sowohl am Ober- (schlimmer) und Unterschenkelknochen (nicht ganz so schlimm) gibt es bereits blanke Stellen ohne Knorpel. Und das Beste: durch diesen Schaden hat sich der innere Gelenkspalt verkleinert, womit ein von Beginn an vorhandenes O-Bein deutlich schlimmer geworden ist.

Am Knorpel kann man nicht mehr viel machen, dafür bin ich zu alt. Ja, ist so. Den Meniskus kann man zurechtschneiden. Aber das große Problem ist jetzt der Beinwinkel, der dazu führt, dass der Kraftvektor beim Auftreten durch die Innenseite des Knies führt anstatt durch die Mitte. Das würde den Schaden weiter vergrößern bis, ja bis ich mich dann auf eine Prothese freuen kann.

Man schlägt mir stattdessen eine Tibiakiopf-Osteotomie vor, um den Winkel des Unterschenkels zu verändern. Das Ziel hierbei ist, den Kraftvektor auf die Außenseite des Knies zu bringen. Hierzu wird der Knopf des Schienbeinknochens angesägt, ein paar Grad aufgespreizt, und die Lücke mit einer Titanplatte („TomoFix“) fixiert. Weitere Details erspare ich euch hier, aber nach einigen Überlegungen und einer ausgedehnten Recherche im Internet scheint mir das die beste Option zu sein.

Zwei Tage Krankenhaus, sechs Wochen Krücken

Operationsnarbe
Die Narbe der Osteotomie am Tag nach der Operation.

Also ab unter’s Messer. Das Ergebnis seht ihr an den Bildern in diesem Post. Nicht schön, aber es gibt schlimmeres. Nach zwei Tagen in der Klinik durfte ich nach Hause, und muß jetzt noch sechs Wochen auf Krücken rumlaufen, in denen ich das Bein bis maximal 20 kg belasten darf. Besser als nichts. Und danach geht es dann ganz langsam wieder los. Ich denke, im Januar kann ich wieder mit Sport anfangen, aber die Planungen für diesen Sommer (den chilenischen, von November bis März) sind natürlich über den Haufen geworfen.

Das Ganze hat nebenbei auch noch ein paar andere Auswirkungen. Zunächst bin ich natürlich umso glücklicher über meine Entscheidung, meinen Job zu kündigen und mir ein längeres Sabbatical zu gönnen, das es mir ermöglicht, Dinge zu tun, die ich schon immer mal tun wollte, aber aus Zeitmangel immer aufgeschoben habe. Oder Orte zu besuchen, die ich noch sehen will in diesem Leben. Oder, um es kurz zu sagen: Zu leben, statt zu arbeiten. Man weiß nie, wann es vorbei ist mit einem, oder wie lange man noch in der Lage sein wird, das zu tun, was man tun will. Jetzt ist also der Moment gekommen… wohingegen ich nicht weiß, ob mir mein Knie in 10 oder 15 Jahren noch all die Dinge erlauben wird, die ich machen will.

Darüberhinaus bin ich auch ein paar Wochen krank geschrieben, und werde in der Zeit versuchen, diesen Blog hier etwas aufzumöbeln. Inhaltlich und optisch. Wäre ja auch schon etwas.

Macht’s gut und bis zum nächsten Mal.